Betrachtet man die Entstehungsgeschichte bleifreier Munition, ist man erstaunt, dass es überhaupt nichts mit Umweltschutzgedanken zu tun hatte. In den späten 80er Jahren entwickelte Randy Brooks ein Vollkupfergeschoss zur Jagd und damit war der Grundstein für bleifreie Geschosse gelegt. Seine Idee führte zum Barnes-X-Geschoss, produziert von Fred Barnes. Ausschlag war der Gedanke, ein deformierendes Geschoss für die Grosswildjagd in Afrika, das Eigenschaften von Vollmantel- und Teilmantelgeschossen vereint. Immer wieder versagten die normalen Teilmantelgeschosse bei gefährlichem, schwerem Wild; Geschosse zerlegten sich und gaben weder Ausschuss noch genügend Stoppwirkung. Die Verwendung von Vollmantelgeschossen brachte vielleicht den gewünschten Ausschuss, versagte aber bei der Stoppwirkung. Mit dem Barnes X war ein Geschoss entwickelt worden, das die nötige Tiefenwirkung und Deformationswirkung erbrachte und mit einem Restgewicht von 95%+ (bis 100%) überzeugen konnte. Schnell waren die Safarijäger vom Barnes-Geschoss begeistert. Aber kein Licht ohne Schatten: Leider waren in der Anfangszeit die bleifreien Barnes-X-Geschosse nicht die Ausgeburt von Präzision. Wirkung war wie gewünscht, Präzision aber von Waffe zu Waffe verschieden. Barnes liess sich jedoch nicht vom bleifreien Weg abbringen und arbeitete mit Erfolg an den Geschossen, welche heute in unterschiedlichen Formen und Ausführungen erhältlich sind und von grossen Munitionsherstellern bevorzugt verwendet werden. Andere Kleinhersteller bewegten sich ebenfalls im Segment bleifreier Geschosse und entwickelten solche für Grosswildjäger in Afrika und Nordamerika. Eine breite Akzeptanz konnte aber nicht festgestellt werden, und der «normale» Jäger verwendete weiterhin die bewährten Teilmantelgeschosse. Bleifrei war ein Spezialgeschoss für spezielle Einsatzzwecke im Grosswildbereich. Auch der Preis schreckte viele Jäger vom Kauf ab. Vor einigen Jahren rückte dann der «grüne Gedanke» bleifreie Geschosse stärker in den Fokus der Gesellschaft und der Jägerschaft als Nutzer. Nordeuropäische Länder waren Pioniere im bleifreien Verbotsbereich: zuerst wurde die Wasservogeljagd mit verbleiten Schrotpatronen verboten, und daraufhin folgten Bleiverbote für Jagdmunition. Der Markt war gezwungen, bleifreie Munition anzubieten. Führend im europäischen Bereich war Lapua mit der Naturalis-Bleifreilinie von Geschossen.
Viele Jäger erkannten, zwingend aus den gesetzlichen Vorlagen, dass bleifreie Munition auch jagdliche Vorteile hat. Mit Mittelkalibern wie 6.5×55, .308 Winchester oder .30-06 Springfield etc. konnten Elche und anderes Grosswild erfolgreich erlegt werden — oft mit besserer Wirkung als gleichwertige Geschosse in verbleiter Form.